LOGBUCH DER ANIMA IV - Dezember 2016  
 

Nach einer Woche in Mindelo war es am 1.12. endlich soweit. Die Windprognosen waren gut, Schiff und Crew waren bereit für die 2100 Meilen nach Tobago. Etliche andere Yachten legten am selben Tag Richtung Karibik ab und der erste Tag brachte bei erwarteten leichten Winden angenehmes Segeln. In der ersten Nacht mussten wir 5 Stunden die Maschine laufen lassen, aber dann ging es herrlich dahin und diese perfekten Passatbedingungen sollten uns bis zur Ankunft erhalten bleiben. Diese Atlantiküberquerung erwies sich als eine der besten Passagen, die ich je gefahren bin, vor allem im Vergleich zu meinen beiden bisherigen Passatquerungen. Der Wind war sowohl in Stärke als auch Richtung ziemlich konstant, die ab der zweiten Hälfte der Strecke zu erwartenden Regenfronten blieben in erträglich geringer Anzahl und verschonten uns zum Glück vor allem nachts. So erreichten wir nach 16,5 Tagen mit einer für diese Schiffsgrüße beachtlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,3kn wohlbehalten die Pirates Bay im Nordosten von Tobago und waren rundum zufrieden.

Unterwegs gab es wenige Highlights. Mit meiner erfahrenen Crew Christoph und David konnten wir die Segelfläche jeder Windänderung unmittelbar anpassen und somit Fahrt und Kurs des Schiffes optimal gestalten. Lediglich das ständige Schaukeln war unsere größte Mühe an Bord. Das Cockpit blieb erfreulicherweise weitgehend trocken, zweimal gab es frisch gefangenen Fisch zum Essen, zweimal täglich gab es aktuelle Windprognosen über die Intermar-Funkrunde, die bescheidenen kulinarischen Höhepunkte wurden so abwechslungsreich wie möglich gestaltet und so versuchten wir uns die Zeit möglichst angenehm und kurzweilig zu gestalten.

Nach zwei Drittel der Strecke brach das Fockstag oben am Mast. Die Fock war gar nicht gesetzt, es war also kein Zug am Stag, die ca. 6m lange Aluschiene des Rollreffs wurde seitlich an Deck festgezurrt, eine Leine als provisorisches Stag zur Stütze gespannt und so fuhren wir unbehelligt weiter. Die Fock brauchten wir bei den achterlichen Winden ohnedies nicht. Eine Reparatur in Grenada war geplant.

In Tobago fand ein Crewwechsel statt. Dazu fuhren wir an das andere, touristisch erschlossenere Ende der Insel, in die Store Bay in der Nähe des Flughafens. Christoph und David verließen die Anima nach zwei Monaten und flogen heim nach Deutschland. Für die zweiwöchigen Weihnachts-ferien kam am 25.12. Lorenz aus Wien, der von Grenada wieder zurück fliegen sollte. Da er somit kein Rückflugticket von Tobago hatte, war es nicht einfach, ihn durch die Immigration am Flughafen zu bekommen. Erst nach schlüssigen Argumentationen meinerseits, mich nach den Anweisungen der Dame im Immigration Büro in Scarborough verhalten zu haben, bei der ich Lorenz´ Ankunft angekündigt hatte und einem letztlich gnädig verzeihenden "It´s Christmas!" des zuständigen Officers durfte Lorenz passieren und mit an Bord kommen.

Dieser Weihnachtstag war übrigens der erste seit einer Woche, an dem es nicht geregnet hat und am dem die tropische Sonne gezeigt hat, was sie kann. Bis dahin waren mitunter mehrmals täglich Regenduschen und Tankauffüllen der gewohnte Normalfall.

Die Distanz nach Grenada beträgt 75 Meilen, für die man ca. 15 Stunden braucht. Da ich in der Früh ankommen wollte um dann gleich das gebrochene Fockstag zur Reparatur zu bringen, fuhren wir gegen 17h los und hatten somit die ganze Nacht durchzusegeln. Wie erwartet und fast befürchtet, hatten wir 20-25 Knoten Seitenwind mit entsprechend hohen Wellen. Die Nacht war mondlos und daher stockdunkel. Das Schiff schaukelte extrem und immer wieder kam Wasser ins Cockpit, nicht nur Spritzer, sondern mitunter auch ganze Schwälle! Wir saßen da ungeschützt im Ölzeug, wurden auch durch einige Regenfronten, die den Wind kurzfristig auf bis zu 30 Knoten erhöhten, mit Süßwasser durchgespült und erlebten eine der gefühlt längsten Nächte überhaupt. Mit doppelt gerefftem Groß und kleinem Klüver segelten wir zwar flott dahin, das aber unter denkbar unangenehmen Bedingungen.

Die einzige Abwechslung war die Begegnung mit einem Bohrinselschiff, das hell erleuchtet von Osten kommend natürlich genau auf unserer Kurslinie lag. Nach kurzem Funkkontakt, durch den die Crew erst auf unsere Anwesenheit aufmerksam wurde, machte der Kapitän eine Kursänderung und wich uns freundlicherweise aus.

Umso angenehmer und ruhiger lagen wir dann in der Prickly Bay von Grenada, einem beliebten Seglertreffpunkt. Danach ging es über St. George´s nach Carriacou in die Tyrell Bay, wo wir einen geruhsamen Silvesterabend verbrachten. Für die kommenden Tage sind kurze Fahrten durch die Grenadinen geplant.

_____________________________

Für kulinarisch Interessierte: Der Menüplan der Atlantiküberquerung:
1. Faschierte Laberln
2. Schinken-Käse-Zwiebel-Omelette
3. Würstel
4. Krautsalat
5. Spaghetti al Pesto Genovese
6. Gekochte Kartoffeln mit div. Beilagen und Zutaten
7. Jause mit frischem Brot
8. RisiPisi mit Chamignons
9. Frische Dorade mit Reis
10. Spaghetti Bolognese
11. Chili con Carne mit Tortilla Wraps
12. Spaghetti al 4 Formaggi
13. Pizza Calzone
14. Spaghetti mit frischem Bonito-Panna Sugo
15. Fleischbällchen mit Kartoffelpürree
16. Spaghetti al Pomodoro
17. Palatschinken (nach der Ankunft)

 
 

Zu den Fotos vom Dezember

 
 

 
 

November 2016 ...

zurück zur Startseite